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Thema: Röntgenbilder

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  1. #1
    Super-Moderator Avatar von Almuth
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    Wir haben von einer Forenuserin die Röntgenbilder ihres Kaninchens weitergeleitet bekommen und stellen euch diese hier gerne ein - incl. einer Befundung von Frau Dr. Böhmer. Wir danken sehr, dass uns beides zur Verfügung gestellt wurde!


    Bild_1.jpg

    Bild_2.jpg


    Hier der Befund von Frau Dr. Böhmer, die mit der Veröffentlichung der Bilder und des Befundes einverstanden ist:

    Sehr geehrte Frau S.,

    Ihr Kaninchen hat einseitig eine sehr weit fortgeschrittene Zahnproblematik (rechte Seite). Dort sind die Ober- und Unterkieferbackenzähne betroffen. Das zweite Röntgenbild zeigt. dass die Zähne in die Augenhöhle eingebrochen sind (grüne Pfeile) und auch in den vor und unterhalb des Augapfels befindlichen Knochen = Tuber faciale - blaue Pfeile). Der gestrichelte grüne Pfeil zeigt den Vergleich zur gesunden Gegenseite, wo der Knochen scharf begrenzt ist, wohingegen auf der rechten Seite die veränderten Zahnwurzeln wild verteilt im entzündeten Knochen liegen. Die erste Röntgenaufnahme zeigt, dass sich um all diese veränderten Oberkieferbackenzähne eine knöcherne Abszesskapsel gebildet hat (grüne Pfeile). Wenn Sie die blau markierten Zähne mit den Oberkieferbackenzähnen der Gegenseite vergleichen (gestrichelte blaue Linie), sehen Sie recht gut, wie schwerwiegend die Strukturveränderung des Zahngewebes ist ("klopsige Zähne"). Dies ist die Folge der chronischen Zahnwurzelentzündung, da die Zähne ja im Wurzelbereich gebildet und dann aus dem Zahnfach herausgeschoben werden. Diese strukturelle Zahnveränderung ist auch im Unterkiefer erkennbar. Alle Backenzähne sind betroffen.


    Mögliche Therapie? Das heißt, man müsste im rechten Oberkiefer das Auge entfernen und alle Backenzähne. Ob man im rechten Unterkiefer Zähne erhalten kann, ist anhand dieser zwei Aufnahmen nicht zu beurteilen. Ich fertige hierzu in den Mund eingelegte Röntgenbilden an (Intraoralaufnahmen), die die einzelnen Zähne detailliert darstellen. Diese würden auch zeigen, ob die Schneidezähne mitbetroffen sind?


    Auf der linken Seite sieht die Situation besser aus: dort ist der erste obere Backenzahn (P2) von der Zahnreihe weg nach vorne verlagert und weist ein entzündetes Zahnfach auf (breiter schwarzer Saum um den Zahnkörper auf der 2. Röntgenaufnahme - gelber Pfeil). Da in diesem Bereich die seitliche Wand der Nasenhöhle nach außen vorgewölbt ist (gestrichelte gelbe Linie), muss man damit rechnen, dass die Entzündung eventuell bereits in die Nase eingebrochen ist (einseitige Nasenhöhlenentzündung). Um dies auszuschließen oder nachzuweisen gibt es die Möglichkeit einer computertomographischen Untersuchung (CT) oder man fertigt intraorale Röntgenbilder an. Ein CT ist in aller Regel aussagekräftiger. Auf der ersten Röntgenaufnahme können sie den veränderten und im Wurzelbereich stark deformierten ersten oberen Backenzahn ebenfalls gut erkennen (gelbe Pfeile). Die anderen Backenzähne dieser Seite (links) scheinen unauffällig zu sein.


    Mögliche Therapie? Auf der linken Seite muss unbedingt der erste Oberkieferbackenzahn entfernt werden. Aber erst, wenn geklärt ist, ob die Entzündung nicht schon großflächig in die Nase eingebrochen ist. Handelt es sich nur um einen lokal begrenzten intranasalen Abszess (gelbe Linien auf der zweiten Röntgenaufnahme), kann man den Zahn ziehen und den Abszess über einen seitlichen Zugang chirurgisch revidieren. Liegt allerdings eine eher diffuse Nasenentzündung vor, müsste die Nase ausgeräumt werden (Rhinostomie). Hiervon würde ich abraten, da Kaninchen als obligate Nasenatmer sehr unter diesem Eingriff leiden.


    Zusammengefasst ist die Prognose also nicht so gut und es ist vor allem weitere Diagnostik erforderlich, falls Sie einen chirurgischen Eingriff in Erwägung ziehen. Erst nach einer weiteren Untersuchung kann man dann sagen, ob ein Eingriff sinnvoll ist oder nicht, da die Befunde in der Nasenhöhle das weitere Vorgehen entscheiden.
    Ihr Kaninchen hat so schlimme Veränderungen, dass es wirklich schwierig ist eine hilfreiche Empfehlung abzugeben. Es hängt auch immer vom Patienten ab, ob man invasive Operationen erfolgreich durchführen kann. Es gibt "Kämpfernaturen" aber auch sensiblere Tiere, die nicht so belastbar sind.



    Geändert von Anja S. (02.06.2015 um 21:00 Uhr) Grund: Bilder vergrößert eingestellt
    Liebe Grüße, Almuth

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