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Als wir uns vor Jahren das erste Mal begegneten, erkannten wir einander noch nicht. Monate später kreuzten sich unsere Wege wieder. Dieses Mal blieben wir stehen und unterhielten uns ein wenig. Danach verloren wir uns nie mehr wirklich aus den Augen und beschlossen schließlich, unseren Weg fortan gemeinsam zu gehen.
Was zunächst noch neu, aufregend und von vielen Fragen begleitet war, wurde mit der Zeit immer vertrauter. Unser Tempo glich sich an, unsere Schritte fanden ihren Takt und schließlich bildeten wir in Körper, Seele und Geist eine Einheit. Wir gingen über blühende Wiesen und durch tiefe Täler, wir erfreuten uns an atemberaubenden Blicken und tasteten uns vorsichtig vorbei an tiefen Abgründen. Wo der eine schwach war, blieb der andere umso stärker.
Beide wussten wir immer, dass es nicht ewig so gehen würde und irgendwann die Gabelung käme, an der sich unsere Wege wieder trennen würden. Und obwohl wir diese Gabelung seit Monaten näher rücken spürten, genossen wir unsere stille Vertrautheit und gingen weiter.
Gestern dann kam sie in Sicht – unsere Gabelung. Wir hielten kurz inne, sammelten uns und gingen Hand in Hand die letzten Schritte. Heute Morgen kamen wir an. Eine letzte Umarmung, ein letztes Mal Deinen Atem in meiner Hand spüren, Deine samtenen Ohren, Deine wohlige Wärme und Deine tröstende Pfote auf meinem Knie. Dann war es Zeit zu gehen. Jeder auf seinem Weg.
Eine Zeit lang werden wir einander noch spüren können. Die Schritte des anderen noch hören, während unsere Wege auseinander laufen. Mir fällt es unendlich schwer und ich denke, dass es auch für Dich nicht leicht ist. Doch ich wünsche mir, dass Du Deinen Weg nun frei von Schmerzen weiter gehst.
Ich glaube fest daran, dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden. Eines Tages – wenn die Zeit gekommen ist. Dann wird es nur noch einen gemeinsamen Weg geben – ganz ohne Gabelungen. Bis dahin verspreche ich Dir, dass ich zwar Deine Sachen an Tierheimnasen verschenken und Deinen Platz in meinem Leben einer heimatlosen Seele geben werde, niemals aber, wird Dein Platz in meinem Herzen einem anderen gehören oder kleiner werden!
Leb wohl, Prinzessin! Ich habe dich unendlich lieb!
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